Stell dir vor, du hast für eine wichtige Klausur richtig reingehauen, alles gelernt, was ging, und bekommst… eine 6! Puh, das sitzt. Aber halt! Was wäre, wenn eine 6 nicht „ungenügend“, sondern „hervorragend“ bedeuten würde? Genau das ist der Fall im norwegischen Schulsystem – ein faszinierendes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Bildung ticken kann!
Für uns in Deutschland, wo die Note 1 für die beste Leistung steht und die 6 das Schlusslicht bildet, klingt das erstmal total verdreht, oder? Man könnte meinen, da hat jemand beim Notensystem einfach die Reihenfolge durcheinandergebracht. Aber dieser Unterschied ist kein Zufall, sondern tief in der jeweiligen Bildungstradition verwurzelt.
Ein Zahlenspiegel im Norden
Im Detail sieht das norwegische System (das auf einer Skala von 1 bis 6 basiert) so aus:
- 6: Fremragende (Hervorragend) – Das absolute Nonplusultra, entspricht unserer 1+.
- 5: Meget god (Sehr gut) – Eine starke Leistung, vergleichbar mit unserer 1 oder 2.
- 4: God (Gut) – Solide Leistung, entspricht etwa unserer 2 oder 3.
- 3: Nokså god (Ziemlich gut) – Durchschnittliche Leistung, ungefähr eine 3 bis 4 bei uns.
- 2: Lite god (Wenig gut) – Leistung mit deutlichen Mängeln, Tendenz zur 5.
- 1: Lite tilfredsstillende (Wenig zufriedenstellend) – Nicht bestanden, eine glatte 6.
Man sieht: Es ist tatsächlich fast eine spiegelverkehrte Welt! Was bei uns Jubel auslöst (die 1), führt in Norwegen zu ernsten Gesprächen. Und was bei uns Sorgenfalten verursacht (die 6), ist in Norwegen der Grund für Freudentänze.
Warum ticken die Norweger anders?
Die genauen historischen Gründe für die Entwicklung unterschiedlicher Notensysteme sind komplex und reichen oft weit zurück. Sie hängen mit nationalen Bildungstraditionen, philosophischen Ansätzen zur Bewertung von Leistung und manchmal auch einfach mit der schlichten Übernahme oder Anpassung von Systemen aus anderen Ländern zusammen.
Ein spannender Aspekt ist die psychologische Wirkung: Geht es primär darum, Spitzenleistungen zu belohnen und sich von dort „abwärts“ zu bewegen (wie im norwegischen System, wo die höchste Zahl das Ziel ist)? Oder geht es eher darum, Mängel oder Fehler zu identifizieren und sich von dort „aufwärts“ zu verbessern (wie im deutschen System, wo die niedrigste Zahl das Ideal ist)? Beide Ansätze haben ihre Berechtigung und beeinflussen unbewusst, wie wir über Leistung und Misserfolg denken.
Letztlich gibt es keine wissenschaftlich fundierte Antwort darauf, welches System „besser“ ist. Beide haben Vor- und Nachteile und erfüllen ihren Zweck innerhalb des jeweiligen Bildungssystems.
Mehr als nur Zahlen: Was wir daraus lernen
Dieser Blick auf die Noten in Norwegen ist mehr als nur eine lustige Kuriosität für den Stammtisch. Er zeigt uns ganz konkret, wie wichtig es ist, beim Blick über die eigenen Landesgrenzen hinaus nicht vorschnell zu urteilen oder Annahmen zu treffen. Was uns vertraut ist, kann anderswo komplett auf den Kopf gestellt sein.
Gerade in einem vernetzten Europa, in dem Schüler und Studierende immer häufiger Grenzen überschreiten, um zu lernen oder zu arbeiten, ist das Verständnis für solche Unterschiede unerlässlich. Ein norwegischer Student, der sich in Deutschland bewirbt, muss wissen, dass seine 6 hier anders interpretiert wird. Und deutsche Lehrer oder Arbeitgeber sollten um die Besonderheiten anderer Systeme wissen.
Es ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Vielfalt unsere Welt bereichert – selbst bei etwas so Alltäglichem wie Schulnoten. Es lädt uns ein, neugierig zu bleiben und auch andere Aspekte internationaler Systeme unter die Lupe zu nehmen. Ob es um Lehrpläne geht, die Rolle der Lehrer oder die Struktur des Schultags – überall gibt es spannende Unterschiede zu entdecken, die uns helfen, das eigene System und das anderer besser zu verstehen.
Informationen wie diese finden sich in zahlreichen Blogs und Bildungsportalen, die sich mit internationalen Schulsystemen beschäftigen.
Was haltet ihr von diesem umgekehrten Notensystem? Fändet ihr es verwirrend, wenn bei uns die 6 die Bestnote wäre? Oder habt ihr selbst Erfahrungen mit Notensystemen im Ausland gemacht, die sich stark von unserem unterscheiden? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Wir freuen uns auf eure Gedanken!